Indiana Jones und die optimale Instandhaltungsstrategie

Ereignisorientierte Instandhaltung, risikobasierte Instandhaltung, Condition Based Maintenance, Predictive Maintenance, etc. pp. In diesem Dschungel von Instandhaltungsstrategien verliert mancher schon leicht den Überblick. Mit welcher Strategie fährt man denn am besten? Gibt es die eine optimale Instandhaltungsstrategie? Gibt es einen heiligen Gral der Instandhaltung? Wo ist Indiana Jones wenn man ihn mal braucht? Wir haben ihn zwar nicht, aber die Schatzkarte, die Sie zu Ihrem Instandhaltungsoptimum führen wird, die haben wir sehr wohl.

Der heilige Gral der Instandhaltung

Eigentlich müssen wir uns fragen: WANN ist Instandhaltung optimal? Sie werden jetzt sicherlich schmunzeln, wenn ich Ihnen sage: „Es kommt darauf an“. Sie wissen ja selbst, dass billig nicht immer auch günstig ist. Das trifft natürlich auch auf die Instandhaltung zu. Was bringt Ihnen der letzte eingesparte Cent, wenn Ihr Netz heruntergewirtschaftet ist? Die Kosten für Störungen und Ausfälle schießen dann enorm in die Höhe. Die andere Seite der Medaille ist, dass viel eben nicht immer auch viel hilft. Mit sehr hohen Instandhaltungskosten bekommen Sie ein Netz, dass picobello instandgehalten ist und fast zu 100 Prozent zuverlässig ist. Sie bekommen aber auch ein sehr teures Netz. Irgendwo zwischen diesen beiden Extremen liegt die goldene Mitte, der heilige Gral – das individuelle Instandhaltungsoptimum. Auf diese Reliquie hat es nicht nur Indiana Jones abgesehen.

Die Komponenten des Optimums

Dieses Optimum, der heilige Gral, ergibt sich also aus zwei Elementen. Zum einen gibt es die bloßen Kosten für Instandhaltung und zum anderen gibt es die Risiken, wie das Risiko einer Nichtverfügbarkeit. Dieses Risiko kann sich zum Beispiel auf die Kundenzufriedenheit auswirken und eine schlechte PR für Konzessionsgeber, Politik, etc. sein. Die Kunst ist es daher Risiken messbar zu machen. Das würde aber den Rahmen sprengen und wir werden es daher in einem anderen Blog diskutieren. Auf jeden Fall wollen Sie Risiken mit Instandhaltungskosten vergleichen. Dann können Sie zum Beispiel nun bestimmen, um wie viel Euro Ihr Risiko steigt, wenn Sie einen Euro an Instandhaltungskosten einsparen. Damit kommen wir dem heiligen Gral schon denkbar nah – sofern Indie ihn uns nicht schon weggeschnappt hat.

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Mit viel Fantasie kann man hier einen heiligen Gral erkennen. So kompliziert es auf den ersten Blick wirkt, ist es jedoch nicht. Die blaue gestrichelte Kurve stellt die Gesamtkosten für die optimale Instandhaltungsstrategie eines Betriebsmittels oder eines Portfolios an Betriebsmitteln dar. Sie setzt sich zusammen aus den Instandhaltungskosten (nach rechts ansteigende Kurve) und den Erwartungswerten aus den aggregierten Risiken (nach rechts abfallende Kurve). Die Y-Achse bezeichnet die Kosten in € und die X-Achse die Instandhaltungsintensität, die das Ausmaß und den Umfang der Instandhaltungstätigkeiten im Netz angibt. Auch ohne Mathematik-Leistungskurs wird klar, dass das Optimum sich aus dem Minimum der Gesamtkostenkurve ergibt. Die Instandhaltung ist genau dort am effektivsten, wo die gesamten Kosten des Systems am niedrigsten sind. Und wir reden hier explizit nicht nur von den reinen Kosten für die Instandhaltung. Schließlich wollen Sie ja auch wissen, WOFÜR Sie Ihr System inspizieren, warten, instandsetzen und verbessern.

Die Instandhaltungsintensität

Dafür betrachten Sie die quantifizierten Risiken Ihres Unternehmens in Abhängigkeit der Instandhaltungsintensität. Diese sind für jeden Netzbetreiber anders und können sich je nach Betriebsmittel unterscheiden. Das Ziel Ihres Unternehmens ist es, die erwartbaren Risiken mit den Kosten angemessen in Einklang zu bringen. Sehen Sie sich zur Erklärung das nachfolgende Kundenbeispiel an.

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Die erste höher gelegene Kurve zeigt die Kosten der Nichtverfügbarkeit eines exemplarischen Netzbetreibers, der kurz vor einer Konzessionsverlängerung steht. Die Versorgungsqualität wird hier hoch bewertet, dadurch ist die Kurve auch im oberen Kostenbereich und die Steigung steil. Dahingegen ist die zweite Kurve im Vergleich niedriger und flacher, weil dieser Netzbetreiber weniger industrielle Verbraucher hat. Das Risiko wird in diesem Beispiel geringer eingeordnet.

Das Risiko im Netz

Das Risiko wird maßgeblich über die Intensität der Instandhaltung gesteuert. Klingt aufs erste Mal sehr wissenschaftlich, ist es aber überhaupt nicht. Je mehr oder weniger Geld Sie in Ihre Instandhaltung stecken, desto höher oder geringer wird das Risiko im Netz. Das ist keine klassische 1:1-Beziehung, wie Sie im folgenden Beispiel sehen können.

 

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Hier werden die Kosten für die Instandhaltung eines Betriebsmittels gesenkt, was zu einer Reduktion der Intensität führt. Stellen Sie sich vor, Sie warten nur noch ereignisorientiert statt zustandsbasiert. Sie geben also fast nichts für die vorbeugende Instandhaltung aus, haben aber nun wieder ein höheres Risiko im Netz (z. B. aufgrund von Nichtverfügbarkeiten). In diesem Beispiel führt die Ersparnis im Instandhaltungsbereich also nicht zu den erhofften Ersparnissen, da mehr Ausfälle und Störungen auftreten. Wären Sie mal lieber bei der zustandsbasierten Instandhaltung geblieben. Übertreibt man es hingegen mit der Instandhaltung, tritt der entgegengesetzte Effekt ein.

Jäger des verlorenen Schatzes

Wir sind keine Gralshüter und verwahren das Geheimnis nicht solange bis ein Jäger des verlorenen Schatzes, wie z. B. Indiana Jones, kommt. Im Grunde genommen ist der Weg zum Optimum leicht. Sie bestimmen zuerst Ihre wichtigsten Assets, für die Sie die Instandhaltung optimieren. Danach ermitteln Sie für dieses Asset-Portfolio die entsprechenden Instandhaltungsstrategien und die relevanten Risiken. Wenn Sie die Risiken quantifizieren, können Sie die Erwartungswerte für die aggregierten Risiken ermitteln. Ihr Instandhaltungsoptimum ermitteln Sie dann durch Ihr persönliches Gleichgewicht von Risiken und Kosten. Mit meinem Unternehmen meliorate stehe ich seit 2011 Infrastruktureigentümern und -betreibern bei diesen Fragestellungen zur Seite.

 

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